Die bekannten Akteurmodelle Homo Sociologicus, Homo Oeconomicus, Identitätsbehaupter und andere haben drei gemeinsame Annahmen:
1. Der Akteur kann wahrnehmen.
2. Der Akteur kann Gleichheit und Ungleichheit erkennen.
3. Der Akteur hat ein Bewusstsein.
Welche Konsequenz ergibt sich aus diesen gemeinsamen Annahmen? Ein Akteur, der diese drei Voraussetzungen erfüllt, der über ein Bewusstsein verfügt, wahrnimmt und Gleichheit sowie Ungleichheit erkennen kann, ist ein Akteur, der vergleichen kann. Alle Akteurmodelle, egal ob Homo Sociologicus, Homo Oeconomicus, Identitätsbehaupter oder andere, basieren auf der Annahme, dass der Akteur vergleichen kann. Damit stellt sich die Frage: Was ist ein Vergleich?
Ein Vergleich ist eine Tätigkeit, durch die ein Subjekt wenigstens zwei Objekte in wenigstens einer Hinsicht als gleich oder ungleich erkennt.
Gehen wir Schritt für Schritt diese Definition durch und wenden sie auf den Akteur an.
1. Wer ist das Subjekt? Das Subjekt ist der Akteur.
2. Was vergleicht der Akteur? Er vergleicht Handlungsalternativen. Es müssen immer mindestens zwei Alternativen gegeben sein: Tun oder Nicht-Tun, also Tun oder Unterlassen. Es können aber auch mehr als zwei Alternativen gegeben sein, z. B. wenn man vor der Wahl steht, eine von 20 Eissorten zu kaufen.
3. In wie vielen und welchen Hinsichten vergleicht der Akteur die Alternativen? Der Akteur vergleicht die Alternativen in – wenigstens – zwei Hinsichten. Erstens vergleicht er die Alternativen in Hinsicht auf ihre Eignung, das gewünschte Ziel zu erreichen. Beispiel Homo Oeconomicus: Ist das Ziel, seinen Hunger zu stillen, so eignen sich hierfür Brot, Brötchen oder Kuchen, nicht aber Handy, Auto oder Flugticket. Beispiel Homo Sociologicus: Ist das Ziel, in einer Begrüßungssituation den Erwartungen gerecht zu werden, so eignen sich hierfür nur die erlaubten Handlungsalternativen, z.B. Händeschütteln, Zunicken, oder Umarmung, nicht aber Schuhe binden, Hände hochnehmen oder sein Beileid aussprechen. In der Eigenschaft, dieses Ziel erreichen zu können, müssen sich die Alternativen gleichen.
Zweitens vergleicht der Akteur die geeigneten Alternativen in Hinsicht auf eine oder mehrere Eigenschaften. Welche Hinsichten das sind, hängt davon ab, worauf der Akteur während des Vergleichens achtet: Im ersten Beispiel (Homo Oeconomicus) wären das möglicherweise der Preis, die verfügbare Menge, der Geschmack etc. Im zweiten Beispiel (Homo Sociologicus) könnte man die Begrüßungsgesten vergleichen im Hinblick auf ihren Ausdruck der Nähe/Distanz, hygienische Aspekte, die Dauer etc. In diesen Hinsichten können sich die Alternativen unterscheiden.
Was hier am Beispiel des Homo Sociologicus und des Homo Oeconomicus geschildert wurde, gilt auch für die übrigen Akteurmodelle. Ein Akteurmodell, das nicht davon ausgeht, dass der Akteur vergleichen kann, kann seine Aufgabe nicht erfüllen. Es kann nicht erklären, weshalb ein Akteur eine von mehreren Alternativen auswählt.
gibt es dazu auch quellen?
Ja, Quellen gibt es, und zwar auf der Seite http://vergleichsmethode.wordpress.com
Die Definition eines Vergleiches findest du hier (mit weiteren Literaturangaben):
Die Voraussetzungen, die ein Akteur erfüllen muss, um vergleichen zu können, werden im einzelnen hier genannt:
Das gesamte Literaturverzeichnis: http://vergleichsmethode.wordpress.com/2008/12/08/gesamtes-literaturverzeichnis/
Der Abschnitt unterhalb der Definition ist einfach eine Anwendung dieser Definition im Hinblick auf Akteurmodelle.
Implizit, d. h. ohne dass die Autoren darauf ausdrücklich zu sprechen kommen, liegt die Annahme, dass ein Akteur die Handlungsalternativen vergleicht, allen Akteurmodellen zugrunde.