Vergleich der Akteurmodelle. Gemeinsamkeiten

Vergleicht man die Akteurmodelle, so stellt man Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ihnen fest. Beginnen wir mit den Gemeinsamkeiten.

1. Annahme: Jeder Akteur kann wahrnehmen

Alle Akteurmodelle teilen die Annahmen, dass der Akteur wahrnehmen kann. Zur Wahrnehmung zählt zweierlei: Einerseits die Außenwahrnehmung, also Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Schmecken, Fühlen. Wer blind ist, steht gar nicht vor der Entscheidung, das blaue oder das rote T-Shirt zu kaufen. Für einen Blinden existieren visuelle Alternativen einfach nicht. Ein Tauber steht nicht vor der Entscheidung, diese oder jene Musik zu hören.

Andererseits gibt es die sogenannten Innenwahrnehmung, also die Fähigkeit, seine eigenen Gefühle, Gedanken oder Absichten wahrzunehmen. Wer gefühlsblind ist, steht ebenfalls vor keiner Entscheidung. Wer keine Liebe empfindet, muss nicht entscheiden, wen er/sie lieber mag. Ohne Außen- und ohne Innenwahrnehmung kann der Akteur keine einzige Alternative wahrnehmen. Und ohne wahrgenommene Alternative gibt es auch nichts, wofür oder wogegen man sich entscheiden muss.

2. Annahme: Jeder Akteur kann Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen

Die zweite Annahme, die allen Akteurmodellen zugrunde liegen muss, ist folgende: Jeder Akteur kann Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen. Wer sich entscheiden will, muss wenigstens einen Unterschied zwischen den Alternativen erkennen können. (Diese Fähigkeit, Unterschiede zu erkennen, nennt man “Differenzierungsvermögen“.) Das ist logisch. Denn Alternativen müssen sich unterscheiden, ansonsten wären es ja keine zwei oder mehr Alternativen. Manche Alternativen mögen einander sehr ähnlich sein, z. B. zwei Konservendosen. Aber auch die unterscheiden sich, die eine steht links, die andere rechts, die eine ist früher, die andere später produziert etc.

Wer sich entscheiden will, muss aber auch Gemeinsamkeiten zwischen den Alternativen erkennen können. (Diese Fähigkeit nennt man „Generalisierungsvermögen“.) Die Gemeinsamkeit besteht darin, dass die unterschiedlichen Alternativen für ein und dieselbe Absicht geeignet sein müssen. Sucht man ein Fortbewegungsmittel, dann kommen nur solche Alternativen in Betracht, die gemeinsam haben, dass sie Fortbewegungsmittel sind. Fahrrad, Auto, Bahn sind unterschiedliche Alternativen, die dennoch eine Gemeinsamkeit haben: sie eignen sich als Fortbewegungsmittel. Diese Gemeinsamkeit muss der Akteur erkennen können. Ohne Differenzierungs- und ohne Generalisierungsvermögen ist kein Entscheiden möglich.

3. Jeder Akteur besitzt ein Bewusstsein

Das Treffen von Entscheidungen ist eine Tätigkeit des Bewusstseins, nicht des Körpers. Allen Akteurmodellen liegt somit als dritte Gemeinsamkeit die Annahme zugrunde, dass der Akteur über ein Bewusstsein verfügt. Wenn man von Bewusstsein spricht, so muss man auch wenigstens auf die Begriffe „Bewusstseinsumfang“ und „Bewusstseinskapazität“ kurz eingehen. Der Bewusstseinsumfang gibt an, wie vielen Dingen wir unser Bewusstsein widmen. Wer konzentriert ist, hat einen kleinen Bewusstseinsumfang, wer zerstreut ist, hat einen großen Umfang. Bewusstseinskapazität gibt an, wie viel Bewusstsein gerade zur Verfügung steht. Ist man hellwach, hat man viel, ist man müde, hat man wenig Bewusstseinskapazität zur Verfügung.

Was haben nun die beiden zuvor genannten Fähigkeiten mit dem Bewusstsein zu tun? Wahrnehmung ist nichts anderes als die Fähigkeit, dem Bewusstseins neue Inhalte einzufügen. Ein Blinder kann sich keiner Farben oder visuellen Formen bewusst sein. Er besitzt nicht die Fähigkeit, dem Bewusstseins visuelle Inhalte einzufügen. Das Generalisierungs– bzw. das Differenzierungsvermögen ist die Fähigkeit, diese Bewusstseinsinhalte als gleich oder als ungleich zu erkennen.

Neben diesen drei Gemeinsamkeiten gibt es noch weitere, auf die wir aber verzichten können. Als nächsten Schritt kommt es vielmehr darauf an, Konsequenzen aus diesen drei Gemeinsamkeiten zu ziehen.

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